Bekehrt und dann?
Sobald sich ein Mensch bekehrt hat, ist ja alles gut. Das Ticket für den Himmel ist gebucht. Nur manchmal hört der Plan hier auf. Wie geht es denn nach einer Bekehrung weiter? Was müsste denn da noch geschehen?
Zugegeben: Manchmal ist es noch ganz schön lange bis zum Himmel. Wenn sich jemand mit 25 Jahren „bekehrt“ – sollte man dann orientierungslos 60 Jahre durch das Leben schippern, um irgendwann endlich im ewigen Leben anzukommen?
Jesus zeigt uns ein anderes Bild. ER definiert ewiges Leben von Anfang an ganz anders:
„Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ (Joh 17:3)
Für Jesus ist das ewige Leben kein Leben, was irgendwann im Himmel anfängt. Stattdessen hat es begonnen, als wir Gott als allein wahren Gott erkannt haben. Die Lebensqualität dieses neuen Lebens – des ewigen Lebens – nimmt dadurch zu, dass wir die Fülle dessen erkennen, was in Christus ist. Denn in IHM wurde uns quasi alles geschenkt. Der Himmel wurde in uns hineinversetzt. Christliches Leben bedeutet also sein Denken nun auf die in uns gestartete Himmelskultur auszurichten. Andere darin zu begleiten und sie darin anzustoßen nennt man Jüngerschaft. Besonders spannend ist das für uns, wenn wir in Südostasien Jünger machen. Dort tragen Menschen in ihrer Kultur etwas von der Himmelskultur, wir aus der deutschen. Aber beide Kulturen müssen sich messen lassen an der Himmelskultur.
Unsere Arbeit mit Menschen im Haus des Segens ist daher ein Prozess. Dieser Prozess sieht ungefähr so aus:
Finden -› Gewinnen -› Identität als Himmelsbürger stärken -› Praktisch zurüsten -› Aussenden -› Freigesetzt zum Leben in der eigenen Berufung
Gefunden werden die Menschen in unserer Arbeit im Cafe oder durch einen der verschiedenen Arbeitszweige, den wir mitten im Leben der Menschen anbieten. Durch das Lehren von Englisch, durch die Sportklubs, beim Mithelfen in unseren Sozialprojekten. So connecten wir mit den jungen Leuten. Auch indem wir schauen: Was brauchen sie eigentlich?
Gewonnen werden die Leute in unserer Arbeit durch Gespräche, die im Cafe stattfinden oder durch unser Leben, das sie beobachten. Viele Cafe Mitarbeiter entscheiden sich, weil sie ein Zeugnis eines anderen Mitarbeiters gehört haben oder das veränderte Leben eines Freundes wahrnehmen. Treue Gäste laden wir irgendwann in einen unserer Glaubensgrundkurse ein. So gibt es mehrere Wege, wie Menschen für das Reich Gottes gewonnen werden. Sowohl für unsere Gäste als auch für die Mitarbeiter, die wir anstellen.
Im Himmelreich zu sein geht nicht, ohne die Kultur und Gepflogenheiten dieses Reiches zu kennen. Das Stärken der Identität als Himmelsbürger ist unsere Art der Jüngerschaft. Was bedeutet es, dass der Heilige Geist – und dadurch Jesus selbst – in uns wohnt? Was macht meine Identität als Königskind mit meiner Minderwertigkeit? Wie geht ein Himmelsbürger mit Geld, Sexualität, den Nachbarn oder verschmutztem Wasser um? Altes muss raus – neues Denken muss rein! Eine Lebensbereinigung gehört dazu. Ebenso auch die Frage nach dem Mann- und Frausein oder die ganz große Frage: Wo sieht Gott mich in seinem Reich? Eines ist klar: Als Bürger eines Reiches leben wir nicht allein. Für uns sind Kleingruppen daher wichtig. Dort kann man seinen neuen Werte oder seine Gaben am besten ausprobieren.
Praktisches Zurüsten findet im Haus des Segens ebenso statt. Wenn jemand mehr und mehr seinen Platz findet, wird auch immer klarer, was diese Person braucht, um dorthin zu kommen. Vielleicht ist es ein konkretes Training in Leiterschaft oder das Erlernen von Video-Schnitt Programmen. Vielleicht ist es eine Schulung über Seelsorge, Zuhören oder auch eine Challenge auf der Straße: Wie spreche ich fremde Leute an? Neben unseren konstanten Kleingruppen sind solche kürzeren Blocks hilfreich.
Aussenden hat schon stattgefunden und sollte im Idealfall bei jeder Person in unserer Arbeit in irgend einer Form das Ziel sein. Etliche aus dem Haus des Segens waren auf einem der Mission Trips dabei und darüber sehr begeistert. Aussenden findet auch statt, indem wir junge Menschen ermutigen, ein Sozialprojekt direkt hier in der Millionenstadt durchzuführen und dafür andere zu mobilisieren. Das ganz große Ziel ist aber, dass junge Menschen selbst andere finden, sie gewinnen, jüngern etc. also den Prozess weiterführen – Teil dieser Bewegung sind. Teil einer Bewegung von Menschen, die für sich ihre Stärken und ihren Platz als Himmelsbürger im Himmelreich gefunden haben und diesen Platz voller Freude ausfüllen.