Bingo anstatt Bleigießen – Neujahr in Südostasien
Was fällt einem sofort ein, wenn man „Raclette oder Fondue“, „Feuerwerk“ und „gute Vorsätze“ hört? – Richtig: Silvester, bzw. Neujahr. Das alte Jahr endet und das neue Jahr beginnt.
Doch wie wird eigentlich das neue Jahr in Südostasien gefeiert? Den einen oder anderen überrascht es vielleicht, aber man feiert es zweimal.
Zum ersten Mal wird das neue Jahr wie in Deutschland in der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar zelebriert. Die Traditionen sind mehr oder weniger ähnlich: Viele treffen sich mit Freunden und gehen in die Innenstadt, um dort zu feiern und um Mitternacht ein von der Stadt organisiertes Feuerwerk zu betrachten. Hier darf nämlich keiner selbst Raketen abschießen.
Abgesehen davon wird dieses Neujahrsfest aber nicht besonders groß gefeiert, da es hier ziemlich unpopulär ist und von dem weitaus wichtigeren asiatischen Neujahrsfest überschattet wird.
Das asiatische Neujahrsfest zelebriert den Beginn des neuen Jahres nach dem Mondkalender. Deshalb wird es auch „Lunar New Year“ genannt. Der erste Tag des neuen Jahres ist gegen Ende Januar, Anfang Februar. Die Bedeutung dieses Festes ist wirklich enorm, es ist das wichtigste hier im Land. Daher ist es auch mit vielen Traditionen verbunden.
Zum Beispiel wird gesagt, dass es Unglück bringt, Angefangenes mit ins neue Jahr zu nehmen, deshalb werden Baustellen vor Jahreswechsel fertiggestellt. Ebenfalls aus Aberglaube heraus wird das ganze Haus geputzt, von oben bis unten. Es soll ja alles sauber sein, wenn das neue Jahr beginnt.
Die eigentliche Neujahrsfeier zeichnet sich dann dadurch aus, dass die ganze Familie zusammenkommt, die Frauen jede Menge gutes und besonderes Essen kochen und die Männer jede Menge trinken. Die Kinder spielen auch eine Rolle: Sie bekommen „Lucky Money“, das heißt, jeder, der in irgendeiner Form etwas mit ihnen zu tun hat, gibt ihnen ein wenig Geld.
Um Geld dreht es sich auch bei anderen Aktivitäten: Aus den Glücksspielen (z.B. Bingo) gehen manche mehr, manche weniger glücklich wieder heraus.
Insgesamt geht es bei diesem Fest einfach darum, Gemeinschaft mit der ganzen Familie zu haben und zu feiern.
Da das asiatische Neujahrsfest das wichtigste Fest in Südostasien ist, nimmt es natürlich auch Einfluss auf das alltägliche Leben: In Supermärkten findet man plötzlich überall riesige Geschenkkörbe als Mitbringsel für die Familie, die Preise für Bus- und Flugtickets steigen enorm an und das Naheliegendste: Die Straßen werden leerer und leerer, da jeder zurück in seine Heimatstadt geht, um die Familie zu besuchen.
Das ist dann auch der Punkt, der uns als HdS maßgeblich betroffen hat. Da so gut wie alle Studenten die Stadt verlassen haben, hatte unser Café den kompletten Januar geschlossen.
Die Schließung wiederum hatte aber auch Positives für uns als Team. Sie gab denen, die Familie im Land haben, die Möglichkeit, sie über die Feiertage hinweg zu besuchen und dem Rest etwas Erholung zuhause oder die Chance, etwas mehr vom Land zu sehen. So haben die FSJler zum Beispiel die Zeit genutzt, um einen einheimischen Studenten in seiner Heimatstadt auf dem Land zu besuchen. Aber dazu mehr in einem anderen Artikel…
Kurz zusammengefasst haben wir im Januar zwei schöne Neujahrsfeste erlebt und hatten einen guten Start in das neue Jahr – sowohl nach dem gregorianischen als auch nach dem Mondkalender!